Maahes

Veröffentlicht am 15. August 2023 um 22:02

In der beschaulichen bayrischen Kleinstadt Grafenau gibt es von lebensgroßen Heiligenstatuen bis zum traditionellen Schnupftabak Museum alles, was den Sightseeingenthusiasten begeistert. Das ist sicher ganz nett, aber was in keinem Fremdenführer der Stadt aufscheint, dass sich dort seit 2015 die Götter aus den griechischen und ägyptischen Mythologien tummeln. Dafür sorgen die Musiker Osiris (Keyboard),Anubis (Schlagzeug), Thot (Gitarre) und Horus (Gesang, Bass) von Maahes. Ich habe die Blackmetal Propheten dieses Jahr schon einmal im März bei der Releaseshow von Asphagor, bei der sie eine Wahnsinnsshow geboten haben, gesehen und freue mich, dass sie fürs Hell over Valhalla wieder nach Tirol kommen. Angesichts dessen habe ich der Band ein paar Fragen gestellt … und Horus meldet sich zu Wort:

Mb: Ihr folgt nun seit 2015 dem Herrn des Gemetzels. Wie kam es dazu, dass man mitten in Bayern ägyptischen Götter frönt?

HORUS: MAAHES ist eine Löwengottheit in der ägyptischen Mythologie, der verschiedene Aspekte der Macht, des Schutzes und des Krieges verkörpert. Außerdem hatte er im alten Ägypten eine wichtige Rolle in der religiösen Vorstellungswelt, auf die sich auch viele unserer Songtexte stützen. Somit eignete der Gott sich perfekt für unser Konzept. Dazu kommt natürlich noch, dass der Name gut klingt und ein ästhetisches Bandlogo hergegeben hat. ;-)

Mb: Euer Konzept rund um die Mythologien ist ein sehr faszinierendes Thema und gibt eurem Sound meiner Meinung nach eine unverkennbare Note. Wie entsteht eure Musik, beruft ihr euch auf bestehende Geschichten oder schreibt ihr auch eigene?

HORUS: Unsere Musik entsteht auf alle erdenklichen Arten, die man sich vorstellen kann. Teilweise sitzen wir Zuhause am Rechner und jeder schreibt seine Riffs, die ihm beim Üben einfallen, auf. Natürlich entstehen auch beim gemeinsamen Jammen in der Bandprobe neue Sachen, die dann wieder niedergeschrieben und von allen modifiziert werden.

Die Lyrics folgen meist erst, wenn der Ablauf und die Riffs eines Songs zum größten Teil feststehen.

Natürlich ist es auch dann noch ein laufender Prozess und die letzten Änderungen geschehen im Tonstudio, während die Songs aufgenommen werden.

Im Laufe der Jahre verändert man seinen Stil natürlich weiter und weicht teilweise live sogar in Kleinigkeiten vom Album ab – wir sind eben keine Maschinen, sondern Musiker! Dafür gibt es keinen Algorithmus.

Mb: Ihr seid in den vergangenen Jahren weit herumgekommen. Gibt es ein Konzert / Festival, das euch besonders in Erinnerung geblieben ist?

HORUS: Ein Spruch in unserer Band: „Jedes Konzert ist ein neues Meme“. Es passieren wirklich immer irgendwelche außergewöhnlichen oder lustigen Sachen, während man unterwegs ist. Tatsächlich können wir uns an jedes einzelne Konzert erinnern und eine Geschichte dazu erzählen. Mir (HORUS) ist unser erstes Wolfszeit-Festival im Jahre 2018 natürlich am stärksten in Erinnerung geblieben. Ich hätte mir die Jahre davor, als ich als Zuschauer vor der Bühne gestanden bin, nie erträumen können, einmal selbst dort stehen zu können. Das war für mich mit meinen 20 Jahren damals schon eine ganz besondere Erfahrung!

Mb: Wer waren / sind eure größten Inspirationen?

HORUS: Da gibt es natürlich viele. Ich bin recht jung zum Blackmetal gekommen und verbinde viele Bands mit meiner Jugend. Beispielsweise Dark Funeral, Immortal oder Dissection. Mein persönlicher Favorit ist und bleibt aber Windir bzw. Terje Bakken.

Beim nächsten Album wird es definitiv um einiges orchestraler zugehen, demnach kann man durchaus Dimmu Borgir als Inspirationsquelle ansehen.

Grundsätzlich ist aber alles was einem persönlich gefällt, auch eine Inspiration für die eigene Band. Von daher könnte ich wohl noch hunderte Künstler aufzählen.

Mb: Steckt hinter eurer Musik auch ein tieferer Sinn oder geht es nur darum mystische Geschichten zu erzählen?

HORUS: Wir versuchen stets, die Zuhörer „in unseren Bann“ zu ziehen. Dazu verwenden wir düstere Melodien, abwechslungsreiche Gesänge und viele orchestrale Elemente. Live wird das ganze mit viel Dekoration, außergewöhnlichen Outfits, viel Nebel und düstere Beleuchtung zu einer stimmigen Atmosphäre ergänzt, sodass der Zuschauer sich richtig fallen lassen und in die Welt des alten Ägyptens eintauchen kann. Natürlich ergänzen mystische Geschichten und Rituale das Ganze perfekt! Also ja, man kann es als tieferen Sinn bezeichnen.

Mb: Was ist der größte Wunsch für euch als Band?

HORUS: Am wichtigsten ist es uns, dass wir immer die Möglichkeit dazu haben, weiterzumachen und hoffen natürlich, dass niemals Schicksalsschläge jeglicher Art oder Ähnliches uns daran hindern wird. Wir sind sehr glücklich mit der Band und froh, so viele Menschen kennenzulernen und so weit umherreisen zu dürfen. Alle Erfolge, welche die Band möglicherweise noch erreichen wird, sind ein Bonus.

Mb: Was unterscheidet eurer Meinung nach eure zwei Alben?

HORUS: Damit meinst du wohl die EP ANCIENT FORCE sowie unser Debütalbum REINCARNATION.

Nun, sie unterscheiden sich in zwei Kernpunkten:

Thematik: griechisch vs. Ägyptisch

Produktion: modern vs. Klassisch

Die EP wurde noch in der Findungsphase der Band geschrieben, damals wollten wir ursprünglich unser Konzept auf der griechischen Mythologie basieren lassen. Danach sind wir aber zum Entschluss gekommen, dass die ägyptische einfach besser zu uns passt und haben dann gewechselt.

Die Produktion der EP war sehr modern. Unser Gitarrist ist gelernter Tontechniker und hat zusammen mit seinem alten Arbeitskollegen diese EP komplett für uns produziert.

Für das Album wollten wir etwas mehr in die klassische Blackmetal-Richtung gehen und haben mit ALBOIN von EIS einen sehr fähigen Produzenten gefunden.

Wir sind mit beiden Produktionen sehr glücklich und streben für die Zukunft einen Mix aus klassischem und modernem Sound an. Hier ist auch unser Gitarrist THOT wieder maßgeblich involviert.

Mb: Und zu guter Letzt. Erzählt mir doch eine Bandanekdote.

HORUS: Auch da gibt es tausende. Weil wir aber letztens erst wieder darüber gelacht haben, hier die Geschichte vom „warmen Wasser“: Wir waren in der Nacht vor unserem Auftritt auf dem Wolfszeit-Festival 2021 in einem Hotel irgendwo in Thüringen. Ich war an dem Tag schon vorher auf dem Wolfszeit und wurde später von meinen Bandkollegen ins Hotel abgeholt. Dort haben wir noch die besten Burger & Schnitzel der Welt gegessen und sind dann ins Zimmer, wo wir noch etwas weiter gebechert haben. Die Nacht war für alle schrecklich, da dort im Zimmer eine wahre Stechmückenplage herrschte. Alle paar Minuten wurde jemand gestochen und keiner konnte so richtig schlafen. Ich hatte dann natürlich auch irgendwann, aufgrund des doch sehr durchzechten Tages einen Brand und bat Anubis, der gerade aufgestanden war, mir bitte ein Glas KALTES Wasser zu bringen. Danach brachte er mir ein Glas mit pisswarmem Wasser, welches ich in meinem Zustand so gar nicht brauchen konnte. Ich sagte es ihm und er brachte mir noch einmal ein neues Glas – wieder warm. Irgendwann zweifelten wir wirklich schon an unserem Verstand und kontrollierten mehrmals, ob wir wirklich zu dumm sind, den Wasserhahn zu bedienen. Aber nein – es lag am Hotel. Da gab es wirklich nur pisswarmes Wasser am Hahn, keine Ahnung, was die da gepfuscht haben. Außerdem schaltete sich während der Nacht mehrmals das Licht im Zimmer grundlos ein und aus :D Am nächsten Tag haben wir, trotz der Nacht, eine perfekte Show abgeliefert und hatten viel Spaß auf dem Festival! Du glaubst nicht, wie viele Blutflecken wegen der Mücken danach auf dem Bettzeug waren.

 

Blutige Bettlaken bei einer Blackmetalband, können schon mal für Furore sorgen und Blutdurst muss für Mücken bestimmt eine schlimme Sache sein. Den einzigen Durst, den die Männer von Maahes in Tirol stillen werden, wird der nach genialer mystischer Musik in einer atemberaubenden Kulisse sein. Ich freue mich auf jeden Fall darauf. See you there.

 

In diesem Sinne 

Cheerz

Der Baer 🤘🏻🐻🤘🏻

 

Bewertung: 5 Sterne
1 Stimme

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.

Erstelle deine eigene Website mit Webador