Senntus - Herzlfresser

Veröffentlicht am 3. Juni 2024 um 11:08

„Schenk mir dein Herz.“ Ein Black Metaller mit Frühlingsgefühlen? Wohl eher nicht! Bei dieser EP geht es um einen 30-jährigen Knecht, der von 1778 bis 1784 in der Steiermark sein Unwesen trieb. Er hat in diesen Jahren sechs Frauen getötet und von zwei seiner Opfer das Herz verspeist, um diese grausame Tat etwas nobel auszudrücken. Trotz all dieser Gräueltaten hat Senntus mein Herz mit dieser EP »Herzlfresser«, die am 24. 05. 24 erschienen ist eindeutig gewonnen. Ja, vielleicht hat sich in seinen Texten bei dieser Veröffentlichung eine Art von verdrehter Romantik eingeschlichen. Das tut der dunklen Energie der Musik von »Senntus« keinen Anbruch.

 

Bei dem ersten Titel, der den etwas verspielten Namen der EP trägt, hat man ein wenig den Eindruck, man hört die Musik eines düsteren Horrorfilms, der in den Alpen spielt. Jürgen Mayr schafft mit diesem Titel eine Atmosphäre, die einem ein mulmiges Gefühl gibt, aber zugleich ein Zuhause für die Schauer, die man bei einem Horrorfilm erwartet. Auch wenn man das Video zu dem Titel nicht kennt, läuft einem bei dem detailliert beschreibenden Text ein Film vor dem inneren Auge ab. Ruhige Passagen mit einem eindrucksvoll mächtigen Schlagzeugpart runden das ganze Konzept des Titels zwischendurch noch etwas ab. Aus der am Anfang etwas verspielt klingenden Spieluhr mit eher seichten Gitarrenzupfereien, die fast etwas in den Blacknroll gehen, wird im Verlauf eine immer schwerere Kost, die auch jeden Liebhaber des brachialen Black Metals zufriedenstellen. 

 

Etwas romantischer, man möchte fast sagen, mit punkigen Einflüssen geht es bei »Im Frühling« weiter. Eine fließende Melodie, die sich ähnlich wie beim ersten Titel, aber in einem etwas »freundlicheren« Stil, so wie die erzählte Geschichte immer düsterer wird, baut sich immer weiter auf und wird komplexer und darüber hinaus geladener.

 

Mit »Anna stirbt im Federloch« findet man auf der EP die Ballade, die aber trotz seichterer Klänge nicht weniger schwarz ist als der Rest.  Dazu tragen schwermütige, dominante Bassriffs teil. Diese lassen beim Hören die drückende Last, die der Hauptprotagonistin Anna auf den Schultern liegt, am eigenen Leib erfahren. Verzweiflung, ausgedrückt durch hammerharte Doublebaseparts und Screaming, das einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, unterstreichen den unsinnigen Tod eines viel zu jungen Menschen, bevor zumindest musikalisch wieder Ruhe in den Titel einkehrt. Eine herzzerreißende Geschichte eines Mädchens, das keinen anderen Ausweg weiß, als aus dem Leben zu flüchten. Vielleicht auch ein kleiner Denkanstoß von »Senntus« den Menschen und ihren Gebrechen mehr Beachtung zu schenken, bevor der schlimmste Fall eintritt.

 

 

Ebenso minimalistische Gitarrenklänge tragen einen im nächsten Titel »Kriegsknecht« bevor die Bombe im wahrsten Sinne des Wortes einschlägt und Tod und Verderben mit sich bringt. Raffiniert ausgeklügelte Riffs mischen sich unter das standesgemäße “Black Metal Geprügle“. Auch das Schlagzeug spielt einen mächtigen Part bei »Kriegsknecht«.  Auch dieser Titel ist vollgepackt mit Melancholie, Tod und Leid, welches an die Zeit, in der unsere Vorfahren um die Freiheit, die wir heute genießen, noch kämpfen mussten.

»Frau im Schatten« ist der melodischste Titel auf der EP und weckt im Text etwas die Sehnsucht nach dem Heavy Metal lastige Riffs machen sich unter den letzten Titel und werden wie die Bedrohung im Text zum Schluss hin immer präsenter.

Was Jürgen Mayr hier im Alleingang auf die Beine gestellt hat, fordert förmlich den gezogenen Hut.  Man weiß aus seinen früheren Werken, wo »Senntus« noch kein Soloprojekt war, dass er einen hohen Anspruch an sich selbst stellt. Sei es bei der Musik oder beim Dreh seiner Musikvideos. Nach »Der Teufel am Totenbett« ist die gute Qualitat der Veröffentlichung aber auch alles andere als eine Überraschung.

 

In diesem Sinne

 

Cheerz

 

Der Baer🤘🏻🐻🤘🏻

 

Zu kaufen gibt es das Album in digitaler Form bei Bandcamp:


https://senntus.bandcamp.com/album/herzlfresser-ep-digital-download 

 

Videolinks:

»Herzlfresser«

https://youtu.be/EEUDgmcgJVU?si=l9Y42SvRjGwnruig

»Im Frühling«

https://youtu.be/B7MtYOSkiCw?si=hsdV2T96uvG3AEmW

»Kriegsknecht«

https://youtu.be/7XXXc5MHS6Q?si=uVURPYmSf22lbC4O

 


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