HÖLL YËËËÅÅÅH!!! Die Death Metal Veteranen kommen zum ersten Mal nach Österreich. Warum Veteranen??? Weil sie sich seit 1989 durch jede Epoche von seltsamen Musikgeschmäckern durchgekämpft haben. Das Ergebnis sind sechs Alben und 10.000 verkaufte Tonträger. Auf das kann man schon mal stolz sein. Ich freue mich schon, dass sich »Final Cry« auf den weiten Weg zu uns ins alte Kino Landeck macht, um auch den Tirolern zu zeigen, was eine Abreibung aus Untersachsen bedeutet. Bei mir war die Freude so groß, dass ich es nicht ausgehalten und die Band einfach angeschrieben habe, um sie um ein Interview zu bitten. Und siehe da, die Band hat sich die Zeit genommen, um mir ein paar Fragen, die vielleicht auch Dich interessieren zu beantworten. Und hier ist das Ergebnis:
Mb: Seit wann gibt es Final Cry und wie kam es dazu (vielleicht ein paar persönliche Erfahrungen)?
Die Band wurde bereits im Frühjahr 1989 von Eiko und Burghardt gegründet; kurz danach stieß Sonja als Bassistin hinzu. Diese drei sind bis heute am Start. Die Drummer wechselten anfangs öfter, so ab Ende 1991 hatten wir das erste stabile Line-up und nahmen in der Zeit ein erstes Rehearsal-Tape "Kiss My Fist" auf. 1994 kam das erste offizielle Demo "Words Unspoken“. Die Bandgründung war Eikos Idee. Hintergrund war unsere damalige Begeisterung für vor allem amerikanischen und deutschen Thrash Metal, wobei für uns auch die Bands aus der zweiten Reihe, wie Exumer, Deathrow oder Violent Force wichtig waren. Das reine „Musik hören“ reichte uns irgendwann nicht mehr, aber ein Ansatz im Thrash Metal war ja die Idee, dass man auch ohne musikalische Ausbildung oder großes Können etwas auf die Beine stellen kann. Das traf auf uns auf jeden Fall zu, also „beschlossen“ wir einfach, dass wir jetzt auch eine Band sind. *lacht.
Ich kann gar nicht genau beschreiben, was das eigentlich für ein Stil war, den wir anfangs gespielt haben. Aber mit der Zeit, vor allem ab der zweiten Demo "Stormclouds" von 1996, fanden wir dann allmählich zu unserer Spielart, wurden besser an den Instrumenten und haben die Sache auch ernster genommen.
Mb: Final Cry … der letzte Aufschrei? Wie kam es in euren jungen Jahren zu so einem endgültigen Namen?
Tja, unsere Namensfindung war schon etwas merkwürdig. Ursprünglich hatten wir uns bei der Gründung 1989 den Namen „Parricide“ gegeben und als wir so um 1990 gemerkt hatten, dass es schon mindestens zwei Bands mit diesem Namen gab, fiel uns lange keine Alternative ein. Das war eine Zeit, wo bei jeder Probe immer irgendwer eine Idee für einen Namen mitbrachte, unter dem wir dann mal ein paar Wochen lärmten, der sich dann aber nie durchsetzte. Ich glaube mich zu erinnern, dass wir 1992 sogar einen Gig "ohne Namen" gespielt haben. Aber spätestens da war uns klar, dass ein Name hermusste – schließlich gab es schon ein erstes Tape mit Musik von uns, irgendwas musste man da ja drauf schreiben. Kurz darauf haben wir im Proberaum gesessen und mir fiel die Textzeile aus dem Agent Steel-Song "Guilty As Charged" ein:
Eyes of fire stare into space
Carcass showing shadows grey
Living in the final age
You're falling in, in the hands of fate.
Und wir beschlossen, uns eigentlich „FINAL AGE“ zu nennen. Niemand weiß mehr genau, wann und warum aus "Final Age“ dann „Final Cry“ wurde, das muss aber irgendwann im Sommer 1992 gewesen sein, denn im November 1992 haben wir auf jeden Fall ein Konzert unter dem Namen gespielt – und dabei ist es dann auch geblieben. Eine tiefere Bedeutung – außer der Reminiszenz an die von uns damals abgöttisch verehrten Agent Steel – hatte „Final Cry“ für uns also seinerzeit nicht.
Mb: Wie würdet ihr selbst Eure Musik beschreiben?
Die Grundlage ist sicherlich Thrash Metal, allerdings schon mit sehr vielen Elementen aus dem klassischen Heavy Metal, der auch stets eine wichtige Inspirationsquelle war und ist. Unser damaliger Sänger Mario, der recht melodiös sang, prägte die Musik auf den ersten vier Platten elementar und obwohl wir schon auf "Spellcast" (2000), sehr deutlich aber dann auf "Wolves Among Sheep" (2002) und "Neptune’s Relief" (2007) viele Death Metal-Anteile, vor allem skandinavischer Prägung, integrierten, gingen wir weitestgehend als Melodic Thrash Metal durch. Am Ende waren es Eiko auf der "Zombique" (2018) und Kai auf "The Ever-Rest“, die dann mit ihren deutlichen Death-Metal Vocals die Gesamtwahrnehmung unseres Stils mehr in diese Richtung verschoben, insofern kommt unsere Musik heute als melodischer Thrash/Death Metal daher. Rein Instrumental haben wir uns aber gar nicht so sehr verändert, ich finde, man hört immer noch den guten alten Classic Heavy Metal, mit seinen Einflüssen von Bands wie (alte) Running Wild deutlich raus. Wenn wir also von Thrash/Death Metal reden, ist es also weniger die Brutalo-Ecke, sondern eher die epische, melodische Spielart, die uns liegt und unseren Sound ausmacht.
Mb: Wer ist Eure größte Inspiration oder Vorbild oder hat man das nach all den Jahren noch?
Auch wenn das, was wir machen, sicherlich etwas "oldschool" ist, ist es nicht so, dass wir uns nur an klassischen Einflüssen oder an der "guten alten Zeit" orientieren. Klassischer Metal wird sicher immer Bestandteil der Musik sein, aber eigentlich sind wir stilistisch da sehr aufgeschlossen. Mich persönlich spricht moderner (Post) Black Metal sehr an, Bands wie Watain oder Mgla, aber auch schwedische Death Metal Bands wie Dissection, Naglfar oder Necrophobic sind nach wie vor ein wichtiger Einfluss. Ganz am Anfang unserer Bandgeschichte war Ende der 80er sicher Metallica so etwas wie ein ‚richtiges‘ Vorbild“. Heute könnte ich aber keine Band mehr nennen, an der wir uns im Sinne eines Vorbilds oder Inspiration orientieren oder der wir nacheifern. Wir versuchen, wir selbst zu sein und zu bleiben. Das bringt wahrscheinlich auch die Zeit nach all den Jahren mit sich.
Mb: Steckt eine Bedeutung hinter Eurer Musik, oder macht ihr das nur zum Spaß?
Wir machen die Musik ja nicht hauptberuflich, insofern ist das schon Hobby, aber sicher nicht nur "zum Spaß“. Wir nehmen das schon sehr ernst und halten das, was wir tun, auch für relevant und bedeutsam. Wirklich wichtig waren und sind uns dabei zum Beispiel schon immer die Texte oder allgemein die Aussagen gewesen. Seit 1996 steht hinter unseren Alben auch immer ein lyrisches Konzept. Einmal nehmen wir da viel Bezug auf die Dichtung z. B. der Romantik oder auch des Symbolismus und der Décadence, andererseits verarbeiten wir seit 2002 auch gerne historische bzw. kulturgeschichtliche Themen wie Bibel und Christentum ("Wolves Among Sheep"), den norddeutschen Walfang und die Geschichte der Grönlandfahrer ("Neptune's Relief"), den haitianische Voodookult ("Zombique") und die Geschichte des Höhenbersteigens bzw. der Mount Everest-Besteigung(en) ("The Ever-Rest"). Auch die Artworkgestaltung ist immer Teil des jeweiligen thematischen Konzepts. Da unsere Bearbeitungen der einzelnen Themen schon auf quasi-wissenschaftlichem Fundament erfolgen und wir hier um historische Korrektheit bemüht sind, mit Geschichte und historische Forschung habe ich täglich hauptberuflich zu tun, ist das durchaus eine ernste Sache für uns.
Mb:Wer sind Eure aktuellen Mitglieder und welche Position haben sie?
Seit 2021 haben wir Kai (Wilhelm) als Sänger an Bord, der sich auch um die größten Teile der PR, den Business-Kram sowie unsere Online-Präsenz kümmert. Holger (Feldmann) verdrischt das Schlagzeug und ist nebenbei unser Technik Guru, Sonja (Sonnenburg) spielt den Bass und behält den Überblick über unsere Finanzen. Eiko (Truckenbrodt) spielt neben seiner Rolle als Party-Löwe die Rhythmus- und Leadgitarre und ich, Burghardt (Sonnenburg) spiele Rhythmusgitarre und bin für Großteile der Kompositionen, Texte und das lyrische Konzept verantwortlich.
Mb: Was war Euer schönstes, schlimmstes oder witzigstes Erlebnis als Band?
Das schönste ist sicher, dass wir – im Großen und Ganzen fast in der Originalbesetzung – immer noch als Band am Start sind, unsere Fans uns zum Teil auch bereits seit über 30 Jahren die Treue halten und die Underground-Szene ohnehin über all die Jahre sehr gut zu uns war. Ein grandioses Einzelerlebnis war unser umjubelter Gig mit Enforcer im Juni 2019 im ausverkauften Bambi Galore in Hamburg. Ebenfalls unvergesslich waren und sind für uns aber auch unsere Festivalauftritte in diesem Jahr gewesen: Das Metal Frenzy in Gardelegen, wo wir mit einigen unserer alten Helden wie Carcass die Bühne teilen durften, unser Homecoming-Gig beim Wipfelbeben in unserer Heimatregion im Hils und schließlich das hammerstarke MUR-Open Air im thüringischen Königsee. Grundsätzlich gehören Live-Auftritte, große und kleine, immer zu unseren schönsten Erlebnissen, jedenfalls meistens. Das ist, auch nach 35 Jahren, immer so etwas wie die Kirsche auf der Sahnetorte, zumal wir nicht mehr den Druck einer jungen Band haben, jede Gelegenheit zu allen möglichen und unmöglichen Konditionen nutzen zu müssen, um Live zu spielen, sondern wir unsere Shows sehr bewusst und gewissermaßen handverlesen auswählen (können).
Mb: An dieser Stelle möchte ich mich für Eure coole Stellungnahme bedanken. Und fühlen uns geehrt dass ihr unsere Bühne rocken werdet.
Vielen Dank für das Interview! Wir freuen uns alle schon sehr auf unser Gastspiel im Alten Kino Landeck und versprechen, alles für Euch zu geben und zusammen, mit Euch einen zünftigen Abriss zu veranstalten. Cheers!
Mb: Mehr muss ich wohl dazu nicht mehr sagen. Willst auch Du zu den Handverlesenen gehören? Dann komm am 14.09. ins alte Kino Landeck.
In diesem Sinne
Cheerz
Der Baer 🤘🏻 🐻 🤘🏻
Wenn du nichts mehr verpasst willst, dann folge mir auf
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